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"Born to be free"
Motorradfahrer zwischen Zeitgeist, Freizeit und Mobilität
Das Thema Motorradfahren beschäftigt seit langem unterschiedliche Bereiche unserer Gesellschaft. Einerseits war es zu Beginn des letzten Jahrhunderts bis etwa 1960 für viele Menschen das Trans-portmittel, welches individuelle Mobilität mit eingeschränkten ökonomischen Ressourcen versprach. Mit Einsetzen des sogenannten Wirtschaftswunders wurde diese Fahrzeugkategorie zugunsten des Automobils zunehmend zurückgedrängt. Andererseits mochte man sich in bestimmten Gruppen nicht von diesem Gefährt trennen, da ihm eine Attributierung zuteil wurde, die eine Andersartigkeit doku-mentierte als die damalig verkrustete Gesellschaftsform in sich barg. Speziell die Rocker wählten sei-nerzeit dieses Medium, um unter Zuhilfenahme von Motorrad und schwarzer Lederkleidung sich von der ihrer Auffassung nach spießbürgerlichen Lebensform in der Gesellschaft schon durch dieses äuße-re Erscheinungsbild davon zu distanzieren. Erst etwa eine Dekade später setzte der Motorradboom auch für weitere gesellschaftliche Kreise ein, nur diesmal in der Funktion des Hobbys. Mobilität stand nicht mehr im Vordergrund um Wegstrecken zu bewältigen, sondern als Attitüde der Spaß-Effekt in der Freizeit innerhalb einer Erlebnisgesellschaft.
Die Zielsetzung dieser Arbeit beschränkt sich keineswegs nur auf die Betrachtung des Motorradfahrers als "Nischen-Phänomen" in einer Autogesellschaft. Untersucht wurde vielmehr neben der Anreizstruk-tur des Motorradfahrens die Szene in welcher Korporationen (z.B. Clubs) sich etablieren und welche Funktionen sie für den Einzelnen im Leben haben. Darüber hinaus wird der Umstand der Option selb-ständig am eigenen Fahrzeug zu arbeiten, sei es die Reparatur oder die Modifikation, dargestellt, um so in Hinblick auf Technik und Mobilität aufzuzeigen, dass in diesem Segment zweifelsfrei Eigeniniti-ative ausdrücklich von den Eigentümern erwünscht ist. Die Industrie reduziert diese Form der tech-nisch-reflexiven Modernisierung (im Kontrast zu anderen Bereichen des Privatlebens), durch Einfüh-rung immer schwieriger nachvollziehbarer Elektronik und komplizierterer Bauteile, die Eingriffsmög-lichkeiten in dieses geschlossene technische System auf ein Minimum und lässt dem Nutzer das Arte-fakt Motorrad zu einer black box werden. Insgesamt wird zur Darstellung ein umfangreiches und komplexes Untersuchungsdesign dargelegt, bei dem die Analyse auf der Basis vorliegender Literatur mit eigenen empirischen Untersuchungen verknüpft wird und die Befunde aus unterschiedlichen so-ziologischen Disziplinen wie Freizeit, Arbeit und Konsum sowie anderen Disziplinen (Ökologie, Psychologie, Pädagogik, Recht) miteinander in Bezug gesetzt werden. Hierdurch erweist die Arbeit viel-fältige Verbindungen soziologisch-technischer Sachverhalte mit kulturellen, psychologisch wie auch ökologischen und politischen Gegebenheiten auf unter denen das Motorradfahren vollführt wird.
Durch die Mannigfaltigkeit der behandelten Aspekte und Perspektiven unter denen die Nutzung des Motorrades in unserer Gesellschaft vollzogen wird, zeigt diese wissenschaftliche Abhandlung disziplinübergreifend im epochalen Vergleich auf, wie eine gesellschaftliche Gruppierung individuelle räumliche Mobilität und Technik wahrnimmt.
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Edition | Availability |
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1
"Born to be free": Motorradfahrer zwischen Zeitgeist, Freizeit und Mobilität
2003, editiononline
Paperback
in Finnish
3980744965 9783980744966
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Book Details
Table of Contents
Edition Notes
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ID Numbers
Work Description
Born to be free: Motorradfahrer zwischen Zeitgeist, Freizeit und Mobilität
Der Autor nimmt einen Vergleich mit einer früheren empirischen Studie über Motorradfahrer
aus dem Jahre 1979 vor, um zu untersuchen, ob und in welchem Maße Veränderungen
in dem Segment der Korporationen des Motorradfahrens eingetreten sind. Er führte hierzu
eine Evaluation bei verschiedenen Motorradclubs unter Zugrundelegung gleichartiger Fragen
wie 1979 durch, um eine möglichst hohe Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten.
Zusätzlich wurden neben eigenen Fragestellungen weitere Fragen aus zurückliegenden
Untersuchungen aufgenommen, um so Vergleichsmöglichkeiten über einen längeren Zeitraum
zu gewinnen. Dem Leser sollen in dieser Weise über vorhandene Fachkenntnisse hinaus
nähere Einblicke in die Motorradszene vermittelt werden. Neben dem allgemeinen Informationsgehalt
können sich auch neue Erkenntnisse über Lebensstile und gesellschaftliche Kompensationsformen
sowie wertvolle Hinweise im Hinblick auf Marketingstrategien ergeben, da
davon auszugehen ist, dass die insgesamt große, organisierte Gruppe der Motorradszene in
vielen Bereichen andere Ausprägungsmerkmale aufweist, als die nicht organisierten Motorradfahrer.
Bedingt durch gegenwärtige wirtschaftliche Veränderungen in der Gesellschaft ist
zudem davon auszugehen, dass das Motorrad bzw. das Zweirad wieder zunehmend als Transportmittel genutzt
wird. Der grundsätzliche Spaß-Aspekt des Motorrades als Motivation für das Motorradfahren
wird jedoch unverändert bleiben. Nach einem einleitenden Überblick über die Technik- und
Sozialgeschichte des Motorrades erläutert der Autor zunächst den allgemeinen Zusammenhang
von Arbeit, Freizeit und Gesellschaft. Er entwirft anschließend eine Typologie der Motorradfahrer
und untersucht die Lebensstile und Habitusformen von Motorradfahrern in
Gruppierungen, wozu er auch die strukturellen Bedingungen der Clubs gemäß der früheren
Studie aus dem Jahre 1979 näher beleuchtet.
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