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Wider den Methodenzwang (Originaltitel: Against Method: Outline of an Anarchist Theory of Knowledge) ist ein von Paul Feyerabend veröffentlichtes Buch, in dem er den Methodenanarchismus beschreibt und für eine pluralistische Methodik in der Wissenschaft plädiert.
Das Buch wurde 1975 veröffentlicht und 1976 ins Deutsche übersetzt.
(Quelle: Wikipedia)
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5
Against Method: Outline of an Anarchistic Theory of Knowledge
1978, Verso
Paperback
0860917002 9780860917007
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6
Wider den Methodenzwang: Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie
1976, Suhrkamp Verlag
Paperback
in German
- 1. Auflage
3518060074 9783518060070
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aaaa
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Book Details
Table of Contents
Vorwort zut deutschen Ausgabe
Page 11
Einleitung: Die Wissenschaft ist wesentlich ein anarchistisches Unternehmen: der theoretische Anarchismus ist menschenfreundlicher und eher geeignet, zum Fortschritt anzuregen, als »Gesetz-und-Ordnungs«-Konzep tionen.
Page 28
1.
Das wird sowohl durch eine Untersuchung historischer Episoden als auch eine abstrakte Analyse des Verhältnisses von Denken und Handeln gezeigt. Der einzige Grundsatz, der den Fortschritt nicht behindert, lautet: Anything goes (Mach, was du willst).
Page 35
2.
Zum Beispiel kann man Hypothesen verwenden, die gut bestätigten Theorien und/oder experimentellen Ergebnissen widersprechen. Man kann die Wissenschaft voranbringen, indem man kontrainduktiv vorgeht.
Page 47
3.
»Die Konsistenzbedingung, nach der neue Hypothesen mit anerkannten Theorien übereinstimmen sollen, ist unvernünftig, weil sie die ältere und nicht die bessere Theorie am Leben hilt. Hypothesen, die gut bestätigten Theorien widersprechen, liefern uns Daten, die auf keine andere Weise zu erhalten sind. Theorienvielfalt ist für die Wissenschaft fruchtbar, Einförmigkeit dagegen lähmt ihre kritische Kraft. Die Einförmigkeit gefährdet auch die freie Entwicklung des Individuums.
Page 53
4.
Kein Gedanke ist so alt oder absurd, daß er nicht unser Wissen verbessern könnte. Die gesamte Geistesgeschichte wird in die Wissenschaft einbezogen und zur Verbesserung jeder einzelnen Theorie verwendet. Auch politische Einflüsse werden nicht abgelehnt. Sie können notwendig sein, um den wissenschaftlichen Chauvinismus zu überwinden, der sich der Einführung von Alternativen zum status quo widersetzt. Den Alternativen muß es erlaubt sein, sich zu vollständigen Subkulturen auszubilden, die nicht mehr auf Wissenschaft und Rationalismus beruhen. Das Induktionsproblem aber stellt sich als ein Scheinproblem heraus.
Page 69
5.
Keine Theorie stimmt jemals mit allen Tatsachen auf ihrem Gebiet überein, doch liegt der Fehler nicht immer bei der Theorie. Tatsachen werden durch ältere Ideologien konstituiert, und ein Widerstreit von Tatsachen und Theorien kann ein Zeichen des Fortschritts sein. Er ist auch ein erster Schritt bei unserem Versuch, die Grundsätze aufzudecken, die in den üblichen Beobachtungsbegriffen stecken.
Page 91
6.
Als Beispiel für einen solchen Versuch betrachte ich das Turmargument, mit dem die Aristoteliker die Erdbewegung widerlegten. Es enthält natürliche Interpretationen — Vorstellungen, die so eng mit Beobachtungen verbunden sind, daß es besonderer Anstrengung bedarf, ihr Vorhandensein zu erkennen und ihren Inhalt zu bestimmen. Galilei ermittelt dic natürlichen Interpretationen, die mit Kopernikus unvereinbar sind, und ersetzt sie durch andere.
Page 108
7.
Die neuen natürlichen Interpretationen bilden eine neue und höchst abstrakte Beobachtungssprache, Sie werden eingeführt und versteckt, so daß man die vollzogene Veränderung nicht bemerkt (Methode der anamnesis). Sie enthalten den Gedanken der Relativität aller Bewegung und das Gesetz der Trägheit der Kreisbewegung.
Page 123
8.
Anfängliche Schwierigkeiten, die die Veränderung aufwirft, werden durch ad-hoc-Hypotbesen entschärft, die also gelegentlich eine positive Funktion haben können; sie verschaffen neuen Theorien eine Atempause, und sie deuten die Richtung der zukünftigen Forschung an.
Page 138
9.
Außer natürlichen Interpretationen verändert Galilei auch Wahrnehmungen, die Kopernikus in Gefahr zu bringen scheinen. Er gibt das Vorhandensein solcher Wahrnehmungen zu, lobt Kopernikus dafür, daß er sie nicht beachtet hat, und behauptet, er habe sie mit Hilfe des Fernrobrs entfernt. Doch er gibt keine theoretischen Gründe dafür an, daß man sich vom Fernrohr ein wahrheitsgetreues Bild des Himmels versprechen könne.
Page 145
Anhang 1
Page 157
10.
Auch die ersten Erfahrungen mit dem Fernrohr liefern keine solchen Gründe. Die ersten Himmelsbeobachtungen mit dem Fernrohr sind undeutlich, unbestimmt, widersprüchlich und widerstreiten dem, was jedermann mit unbewaffnetem Auge sehen kann. Und die einzige Theorie, die teleskopische Illusionen von sachgerechten Eindrücken hätte unterscheiden können, war durch einfache Prüfungen widerlegt.
Page 161
Anhang 2
Page 184
11.
Andererseits gibt es Fernrohrbeobachtungen, die eindeutig für Kopernikus sprechen, Galilei führt sie als unabhängige Daten für Kopernikus an; in Wirklichkeit ist es so, daß eine widerlegte Auffassung — die Kopernikanische — eine gewisse Ähnlichkeit mit Erscheinungen hat, die sich aus einer anderen widerlegten Auffassung ergeben — nämlich daß Fernrohrbilder getreue Abbildungen des Himmels seien. Galilei behält wegen seines Stils und seiner geschickten Überredungsmethoden die Oberhand, weil er auf Italienisch und nicht nur auf Lateinisch schreibt, und weil et sich an Leute wendet, die gefühlsmäßig gegen die alten Ideen und die mit ihnen verbundenen Maßstäbe der Gelehrsamkeit eingenommen sind.
Page 196
12.
Derartige »irrationale« Stützungsmethoden sind notwendig wegen der ungleichmäßigen Entwicklung« (Marx, Lenin) der verschiedenen Teile der Wissenschaft. Der Kopernikanismus und andere wesentliche Bestandteile der neueren Wissenschaft blieben nur deshalb am Leben, weil in ihrer Geschichte die Vernunft oft überspielt wurde.
Page 200
13.
Galileis Methode funktioniert auch auf anderen Gebieten. Man kann sie beispielsweise zur Ausschaltung der vorhandenen Argumente gegen den Materialismus verwenden und so das philosophische Leib-Seele-Problem beerdigen (die entsprechenden wissenschaftlichen Probleme bleiben dagegen unberührt).
Page 228
14.
Die bisher erzielten Ergebnisse legen es nahe, die Untetscheidung zwischen einem Entdeckungs- und einem Begründungszusammenhang aufzugeben, ebenso die damit zusammenhängende zwischen theoretischen und Beobachtungsbegtiffen. Die Unterscheidungen spielen in der wissenschaftlichen Praxis keine Rolle. Der Versuch, auf ihnen zu bestehen, würde katastrophale Folgen haben.
Page 230
15.
Schließlich zeigt die Erörterung in den Kapiteln 6–13, daß Poppers Fassung von Mills Pluralismus nicht mit der wissenschaftlichen Praxis übereinstimmt und die Wissenschaft, wie wir sie kennen, zerstören würde. Geht man von dieser aus, so kann die Vernunft nicht allumfassend sein und die Unvernunft nicht ausgeschlossen werden. Diese Eigenschaft der Wissenschaft erfordert eine anarchistische Erkenntnistheorie. Die Einsicht, daß die Wissenschaft nicht sakrosankt ist und der Streit zwischen Wissenschaft und Mythos unentschieden ausgegangen ist, ist eine weitere Stütze des Anarchismus.
Page 239
16.
Auch der scharfsinnige Versuch von Lakatos, eine Methodologie aufzustellen, die (a) keine Anweisungen gibt und doch (b) unseren wissensvermehrenden Tätigkeiten Einschränkungen auferlegt, ist von dieser Folgerung nicht ausgenommen. Denn die Philosophie von Lakatos erscheint nur deshalb als liberal, weil sie ein verkleideter Anarchismus ist. Und ihre Maßstäbe, die von der modernen Wissenschaft hergeleitet sind, können nicht als neutrale Schiedsrichter in dem Streit zwischen der modernen Wissenschaft und der Aristotelischen Wissenschaft, dem Mythos, der Magie, der Religion usw. gelten.
Page 252
Anhang 3
Page 302
17.
Außerdem sind diese Grundsätze, die einen Vergleich von Gehaltsklassen einschließen, nicht immer anwendbar. Die Gehaltsklassen gewisser Theorien sind unvergleichbar in dem Sinne, daß keine der üblichen logischen Beziehungen (Einschließung, Ausschließung, Überschneidung) zwischen ihnen gilt. Das ist der Fall, wenn man Mythen und Wissenschaft vergleicht. Es ist auch in den fortgeschrittensten, allgemeinsten und daher mythologischsten Teilen der Wissenschaft selbst der Fall.
Page 310
Anhang 4
Page 388
18.
Die Wissenschaft steht also dem Mythos viel näher, als eine wissenschaftliche Philosophie zugeben möchte. Sie ist eine der vielen Formen des Denkens, die der Mensch entwickelt hat, und nicht unbedingt die beste. Sie ist laut, frech und fällt auf; grundsätzlich überlegen ist sie aber nur in den Augen derer, die sich schon für eine bestimmte Ideologie entschieden haben, oder die die Wissenschaft akzeptiert haben, ohne jemals ihre Vorzüge und ihre Schwächen geprüft zu haben. Und da die Annahme und Ablehnung von Ideologien dem einzelnen überlassen bleiben sollte, so folgt, daß die Trennung von Staat und Kirehe durch die Trennung von Staat und Wissenschaft, der jüngsten, aggressivsten und dogmatischsten religiösen Institution, zu ergänzen ist. Eine solche Trennung könnte unsere einzige Chance sein, eine Menschlichkeit zu erreichen, zu der wir fähig sind, die wir aber noch nie vollständig verwirklicht haben.
Page 392
Sachregister
Page 417
Namenregister
Page 437
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The Physical Object
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