„…die beste Sensation ist das Ewige…“

Gustav Landauer – Leben, Werk und Wirkung

  • 0 Ratings
  • 0 Want to read
  • 0 Currently reading
  • 0 Have read
Not in Library

My Reading Lists:

Create a new list

Check-In

×Close
Add an optional check-in date. Check-in dates are used to track yearly reading goals.
Today

  • 0 Ratings
  • 0 Want to read
  • 0 Currently reading
  • 0 Have read

Buy this book

March 15, 2024 | History

„…die beste Sensation ist das Ewige…“

Gustav Landauer – Leben, Werk und Wirkung

  • 0 Ratings
  • 0 Want to read
  • 0 Currently reading
  • 0 Have read

Gustav Landauer, den homme de lettre und revolutionären Geist in seiner Ganzheit verstehen zu wollen, scheint fast aussichtslos. Wer sich dennoch der Herausforderung stellt, stößt auf einen Kosmos von verwirrender Komplexität.

Schon die Zeitgenossen hatten große Schwierigkeiten, sich ein Bild von Gustav Landauer zu machen, das vor der Wirklichkeit standhielt. War er nun tatsächlich der „Idealist“, „Feuerkopf“, „Schwarmgeist“? Die zahlreichen, völlig widersprüchlichen, schriftlichen Zeugnisse, deren zeitlicher Schwerpunkt in der Revolutionszeit 1918/19 liegt, zeigen die ganze Stimmungsbreite von antisemitischen Anwürfen bis hin zur hemmungslosen Verehrung des Lehrers und „heimlichen Führers“. Fast immer wird Gustav Landauer zu einer Projektionsfläche für stark polarisierende, negative wie positive Gefühle, die verhindern, dass echte Wertungen vorgenommen werden können. So spiegeln die kritischen Äußerungen, aber auch die lobenden Würdigungen häufig eher die Seelenlage ihrer Urheber wider, als dass sie für Erkenntnisse in der Sache förderlich wären. (…)

Landauer wollte es seinen Zeitgenossen nicht leicht machen. Seine letztlich fehlende Massenwirksamkeit ist sehr stark auf seinen Anspruch zurückzuführen, dass Denken und kritisch vermitteltes Handeln eine unabdingbare Einheit bilden sollen, dass Denken ohne zu Handeln sinnlos bleibt. Hier bewahrheitet sich eine Sentenz Ernst Simons: „Die Heiligen sind die faulen Ausreden des Gewissens. Der Gerechte ist sein Sporn.“ Für den, der sich darauf einlässt, wird Gustav Landauer zu einer Herausforderung: eine Herausforderung, die nicht jeder ertragen kann und die Landauer auf tragische Weise das Leben gekostet hat. Dieser „Prophet des Friedens“ war in München neben Mühsam und Toller der meistgehasste Mann der Rätezeit. Mit seinem „anderen Blick“, seiner „anderen Sicht“ der Dinge und Zusammenhänge verlangt er häufige Perspektivwechsel, bietet Reibungsflächen, wird zur Strapaze, wenn er gelegentlich Bildungsvoraussetzungen anmahnt, die auch bei der heutigen geistigen Elite keineswegs Allgemeingut sind. Seine Skepsis gegenüber der Aussagefähigkeit und Wirksamkeit von Sprache, die er an den sprachkritischen Werken seines Freundes Fritz Mauthner geschult hat, beinhaltet gleichzeitig den – sehr modern anmutenden – Verzicht auf ein konzises geistiges System, dem man sein Denken getrost empfehlen kann.

Die neuerlich in Gang gekommene wissenschaftliche Rezeption seines Werkes auf der Basis der Originalquellen, insbesondere aber Studien zu seinem Wirken könnten ein anderes Bild ergeben, als es die bisherige Literatur zum Thema zuließ. Es gilt auch bei Landauer Abschied zu nehmen von tradierten Denkformeln, von Sprachhülsen und eigenen Lieblingsgedanken. Bisher stellen sich mehr Fragen als Antworten. Z.B.: Wie groß war der immer wieder behauptete Einfluss Gustav Landauers auf Teile der expressionistischen Generation, der deutschen und jüdischen Jugendbewegung und auf Teile der kritischen Intelligenz bis hin zu den jüdischen Siedlern der zweiten Generation wirklich?

Die vorliegende Publikation will in konzentrierter, anschaulicher Form durch eine ausgewählte Dokumentation bisher weitgehend unveröffentlichter Quellen einen Anstoß in die vorgezeichnete Richtung geben. Denn nach wie vor gilt die Einschätzung Ernst Simons, der kurze Zeit nach Landauers Ermordung feststellen musste: „[…] schon droht Nebel, sein klares Bild fälschend zu umhüllen. Schon sieht man Gustav Landauer als den Typ des ›reinen Dulders‹ an, wenn man ihm wohl will – als den des ›unpraktischen Schwärmers‹, wenn man ihn fürchtet.“

(Aus dem einleitenden Beitrag „Gustav Landauer – Zu Leben, Werk und Wirkung“ von Michael Matzigkeit)

Publish Date
Language
German
Pages
349

Buy this book

Edition Availability
Cover of: „…die beste Sensation ist das Ewige…“
„…die beste Sensation ist das Ewige…“: Gustav Landauer – Leben, Werk und Wirkung
1995, Dumont-Lindemann-Archiv
Paperback in German
Cover of: --Die beste Sensation ist das ewige--
--Die beste Sensation ist das ewige--: Gustav Landauer-- Leben, Werk und Wirkung
1995, Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf Dumont-Lindemann-Archiv
in German

Add another edition?

Book Details


Table of Contents

Grußwort des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen Page 7
Ilka Kügler: Zum Geleit Page 9
Michael Matzigkeit: Gustav Landauer – Zu Leben, Werk und Wirkung Page 11
Wolfgang Frühwald: Die Solidarität der Künstler. Zu Gustav Landauers ethischem Anarchismus Page 19
Kindheit, Jugend, Studium Page 27
Rolf Kauffeldt: Gustav Landauer und die Müggelseerepublik. Berlin-Friedrichshagen als kulturrevolutionärer Bezugsort Page 49
Dokumentation Page 59
Winrich Meiszies: „Zur Kunst, zum Leben und zu voller Kultur und Aktion“ – Gustav Landauer und die Volksbühne Page 87
Dokumentation Page 96
Heiner M. Becker: Gustav Landauer und die internationale anarchistische Bewegung Page 107
Dokumentation Page 113
Ulrike de Kruijf, Michael Matzigkeit: Fritz Mauthner und Gustav Landauer – eine Freundschaft mit Brüchen Page 133
Dokumentation Page 141
Annegret Walz: „Was ich schrieb, war alles zu Hedwig gesagt“. Gustav Landauer und Hedwig Lachmann, eine Lebens- und Künstlergemeinschaft Page 155
Dokumentation Page 161
Bernhard Braun: „…das andere Leben beginnen …“. Die Utopie als Antriebskraft der Revolution Page 177
Dokumentation Page 181
Der Sozialistische Bund (1908–1915) Page 187
Hanna Delf: „Manuskript kann ich dir keines schicken“. Gustav Landauer oder: Die freie Rede, ein Stilmittel Page 205
Dokumentation Page 209
Gustav Landauer – Theaterkritiker, Vortragsredner, Dramaturg Page 219
Christine Holste: Gustav Landauer und der Forte-Kreis Page 235
Dokumentation Page 239
Pazifismus – Aktivismus Page 253
Norbert Seitz: Gustav Landauer und die Münchener Räterepublik Page 267
Dokumentation Page 272
Gabriele Ewenz: „…mir fällt der Schatten Landauers auf alle meine Pläne …“ – Zum Verhältnis von Arnold Zweig zu Gustav Landauer Page 293
Dokumentation Page 301
Stimmen zu Gustav Landauer Page 307
Anhang
Gustav Landauer – eine Chronologie Page 330
Gustav Landauer – öffentliche Reden und Vorträge Page 336
Gustav Landauer – eine Bibliographie in Auswahl Page 342
Dank Page 348

Edition Notes

Catalogue of an exhibition held 27.8-20.10.1995.

Published in
Düsseldorf, Germany
Series
Dokumente zur Theatergeschichte, 9
Other Titles
Die beste Sensation ist das Ewige: Gustav Landauer – Leben, Werk und Wirkung

Classifications

Library of Congress
HX273.L26 B48 1995

Contributors

Introduction
Michael Matzigkeit

The Physical Object

Format
Paperback
Pagination
349p.
Number of pages
349
Dimensions
21 x x centimeters

ID Numbers

Open Library
OL21892288M
ISBN 10
392994510X
ISBN 13
9783929945102
LCCN
96143631
OCLC/WorldCat
612329791
Deutsche National Bibliothek
944787126
Google
pU29jwEACAAJ, 4kHFZwEACAAJ, NxQFAQAAIAAJ
Library Thing
7915663
Goodreads
113869183

Links outside Open Library

Community Reviews (0)

Feedback?
No community reviews have been submitted for this work.

History

Download catalog record: RDF / JSON / OPDS | Wikipedia citation
March 15, 2024 Edited by Gustav-Landauer-Bibliothek Witten work title
March 15, 2024 Edited by Gustav-Landauer-Bibliothek Witten BookBrainz
March 15, 2024 Edited by Gustav-Landauer-Bibliothek Witten Goodreads
March 15, 2024 Edited by Gustav-Landauer-Bibliothek Witten details
November 4, 2008 Created by ImportBot Imported from Talis MARC record.