Anmerkung von Andreas Bohnenstengel, Seite 2

Menschen mit Behinderungen stehen oft im Hintergrund, werden absichtlich übersehen, manchmal sogar versteckt. Warum ist das so? Vielleicht weil bei ihnen Nonkonformität und Schwäche sichtbar sind, die Menschen ohne Behinderungen ebenfalls haben, die sie bei sich aber ablehnen und verbergen wollen. Menschen mit Behinderungen halten ihrem Gegen- über einen Spiegel vor, in den viele nicht gerne blicken, sie bieten eine Projektionsfläche für Verneintes und Verdrängtes.

In meinen Bildern wird Menschen mit Behinderungen eine Bühne geboten. Das weiße Tuch könnte auch die Projektionsfläche versinnbildlichen, übernimmt aber eine emanzipatorische Funktion: Es lässt die Person, um die es geht, hervortreten. Um diese Personen kennen zu lernen und zu fotografieren, habe ich Menschen mit Behinderungen in ihrem Umfeld besucht, in den Isar-Würm-Lech IWL Werkstätten für Behinderte und in einer Wohngruppe in Landsberg am Lech.

Andreas Bohnenstengel, 2002